Freitag, 20 März 2009 – Liechtensteiner Volksblatt

Aschenputtel als poetisches Tanz- und Klangtheater

Schaan … Ania Losinger und Matthias Eser faszinierten mit einer märchenhaften Verbindung der künstlerischen Gattungen.

Musik und Tanz hatten immer schon sehr viel miteinander zu tun. In ihrem Tanztheaterstück “Aschenputtel” nach dem gleichnamigen Märchen verleihen Ania Losinger und Matthias Eser dieser wohl ursprünglichsten aller Verbindungen von Kunstgattungen eine ganz eigene, poetisch-magische Note.

Losinger tanzt die Rolle des erniedrigten Mädchens, das vom Prinzen aus seiner Misere gerettet wird, auf einem Xylophon oder mit Stäben einen Wald aus Gongs zum Klingen bringend, während Eser als Tambourmajor, Musiker und Prinz nicht nur die zauberhaft duftige und dabei stets kraftvoll rhythmisierte Klangwolke vervollständigt, sondern auch tanzend die Hauptfigur umschwirrt. Ein hell klingendes, die ganze Breite des Bühnenraums durchmessendes Pendel zeigt die mitternächtliche Stunde an, die Lichtreflexe einer flachen Wasserschale erleuchten dazu Aschenputtels Gesicht. Und als Krönchen auf dem Ganzen entströmt den Mündern der beiden Akteure ein einfacher, aber unwirklich schöner Gesang. Jeder Schritt, jeder Gedanke, jede emotionale Regung klingt in diesem bewegten und bewegenden Tanzmärchen. Dabei wird keineswegs textlich reduziert und allein der Kraft der Bilder und Töne vertraut; die aus dem Off kommende, durchgehende Narration, die den Märchentext behutsam in moderne Sprache überträgt, verbindet sich aufs Vortrefflichste mit den live produzierten Elementen zu einem Ganzen, das die Entwicklung des Mädchens vom passiven Kind über die misshandelte Stieftochter zur pfiffigen und schliesslich ihr Glück sich ertanzenden jungen Frau auf wundersame Weise erlebbar macht.

Arno Löffler